Pawlou – Tiernaturheilkunde und Hundephysiotherapie
Die Wirbelsäule des Hundes besteht aus 7 Halswirbeln, 13 Brustwirbeln, 7 Lendenwirbeln, 3 verwachsenen Kreuzwirbeln und 20 – 23 Schwanzwirbeln (sofern der Hund eine Rute hat).
Die Rute ist also die Verlängerung der Wirbelsäule des Hundes! Die Wirbel in der Rute sind jedoch etwas anders aufgebaut. Während die ersten Schwanzwirbel noch in etwa so aussehen, wie die der Lendenwirbelsäule, sind sie zur Schwanzspitze hin immer einfacher aufgebaut. Da die Dorn- und Querfortsätze sich dort zu kleinen Höckern zurückgebildet haben, unterscheiden wir nicht mehr zwischen Wirbelkörper und Fortsätzen. Außerdem verläuft in der Rute kein Rückenmark mehr und es treten auch keine Spinalnerven zwischen den Wirbeln hervor.
Die Schwanzwirbel sind rundherum von Muskeln umlagert, welche unterschiedliche Ursprungsorte haben. Die meisten entspringen am Becken, sowie an den Lenden- und Kreuzbeinwirbeln. Einige kleine Muskeln entspringen aber auch direkt an der Schwanzwirbelsäule, wo auch alle Schwanzmuskeln ihren Ansatz haben. Sie verlängern also die Rückenmuskulatur und sorgen für die Beweglichkeit der Rute.
Die Rute hat beim Hund verschiedene Funktionen. Die erste ist ganz klar die Kommunikation. Der Hund nutzt seine Rute als Ausdrucksmittel für seinen Gegenüber. Er zeigt ihm damit schon von weitem ob er selbstbewusst oder ängstlich ist. Ob er einen Kontakt möchte oder lieber nicht. Ob er sich freut jemanden zu sehen oder ob er einfach seine Ruhe haben möchte.
Ganz kurz an dieser Stelle: Ein Schwanzwedeln bedeutet nicht immer, dass sich der Hund freut. Es ist lediglich ein Zeichen von Erregung. Diese kann positiv aber auch negativ sein. Das ist für viele Menschen nicht immer gleich erkennbar und oft der Grund, warum es bei Hundebegegnungen knallt. Immer wieder begegnen uns Menschen die der Meinung sind, ihr Hund möchte gern mit jeeeeedem anderen Hund spielen. Dabei zeigt der Hund bereits von weitem, dass er das nicht möchte. Wird er nun (obwohl er deutlich zeigt, dass er keinen Kontakt möchte) zum Hundekontakt gezwungen, bleibt ihm nur noch die Wahl zwischen Flucht, Kampf und Erstarren.
Der Hund benötigt seine Rute aber nicht nur zur Kommunikation. Sie hat auch eine enorme Bedeutung bei verschiedenen Bewegungen. So unterstützt sie den sitzenden Hund z.B. beim Aufstehen, indem er die Rute zum Hochdrücken nutzt.
Wenn der Hund in Bewegung ist, kann man sehr schön beobachten, dass sich seine Wirbelsäule wie eine Welle bewegt. Diese Welle wird bis zum letzten Schwanzwirbel übertragen. Dadurch entsteht eine Art Gegengewicht und der Hund kann seine Balance besser halten. Das ist ein großer Vorteil beim Wenden, Springen oder beim Laufen auf unebenen Untergründen.
In den letzten Jahrhunderten hat sich die Körperform der Hunderassen der jeweiligen Aufgabe angepasst. Somit auch die Rute. Wasserhunde z.B. sollen gut schwimmen können, daher benötigen sie eine stark bemuskelte, breite und etwas kürzere Rute. Windhunde hingegen sollen ihre Beute schnell verfolgen können, ihre Rute muss daher lang und dünn sein. Nur so kann der Windhund während hoher Geschwindigkeiten sein Gleichgewicht halten. Zudem hilft ihm die Länge der Rute dabei, seinen Rücken zu beugen. Dadurch wird er noch schneller. Schlittenhunde benötigen eine buschige Rute zur Wärmeregulation. So können sie sich selbst bei Schnee in ihre Rute einhüllen und gemütlich schlafen, ohne zu frieren.
Wird die Rute des Hundes zu stark belastet, kann es zur Wasserrute, auch Hammelschwanz oder Cold Water Tail genannt, kommen. Die Ursache ist noch nicht geklärt. Häufig tritt sie aber in Kombination von starker Beanspruchung der Rücken- und Schwanzmuskulatur und kaltem Wetter auf. Daher sind besonders Hunde, die oft in kaltem Wasser arbeiten oder spielen betroffen.
Da die Wasserrute sehr schmerzhaft für den Hund ist, sollte der Hund in jedem Fall einem Tierarzt vorgestellt werden, um entzündungshemmende Schmerzmittel zu erhalten. Auch um einen eventuellen Bruch der Schwanzwirbelsäule auszuschließen, sollte sich ein Tierarzt die Rute ansehen. Danach muss der Hund auf jeden Fall geschont werden. Wasserarbeiten sind also in den nächsten Tagen tabu. Zu Hause sollte man den Hund warm und trocken halten.
Um einer Wasserrute vorzubeugen, hilft nur übertriebenes Training und zu langes Spielen im Wasser vermeiden. Da der Hund selber oft keinen Cut ziehen kann, ist hier der Mensch gefragt. Wie bei jedem Training und Spiel heißt es hier: „Aufhören, wenn es am Schönsten ist!“ Nach dem Baden sollte der Hund abgetrocknet werden und die Möglichkeit haben sich trocken zu laufen. Also nicht gleich klitschnass ins Auto.
Laut Tierschutzgesetz ist es verboten, einem Hund die Rute zu kupieren. Übrigens auch andere Körperteile. Eine Ausnahme wurde hier für Jagdhunde gemacht. Viele Jäger vertreten die Meinung, dass ein Jagdhund als Welpe (bis zum dritten Lebenstag) kupiert werden muss, um spätere Verletzungen an der Rute zu vermeiden. Während der Jagd sind Jagdhunde im Schilf und in Dickungen unterwegs. Dort gibt es natürlich ein Verletzungsrisiko. Aber ist die Rute eines Hundes denn ein sinnloses Zubehör, was man einfach ohne Folgen entfernen kann?
Meine persönliche Meinung lautet NEIN! Eine Rute sollte nicht kupiert werden. Jedenfalls nicht, wenn es nicht medizinisch notwendig ist, z.B. aufgrund eines Tumors. Viel mehr denke ich, dass man generell den Einsatz des Hundes überdenken muss, wenn das Risiko verletzt zu werden, so hoch ist.
Denn abgesehen von den Schmerzen die der Hund hat, nimmt man ihm mit einem Schnitt auch die Kommunikationsmöglichkeit. Ohne Rute müssen viele Hunde ihr Leben lang Problemsituationen mit Artgenossen irgendwie meistern. Einfach weil sie sich nicht richtig verständigen können. Sicher haben Hunde auch andere Möglichkeiten sich zu verständigen. Aber gerade vom Menschen werden diese doch oft falsch verstanden.
Dazu kommen gesundheitliche Folgeprobleme. Fehlt dem Hund die Rute, muss er Bewegungen anders ausgleichen. Dadurch werden andere Strukturen, wie die Wirbelsäule überbelastet und das Risiko für Wirbelsäulenerkrankungen steigt. Jede manipulierte Veränderung (egal ob kupieren, amputieren bei Verletzungen oder auch Zuchtveränderungen) hat ihre Folgen.
Einige Hunde kommen ohne Rute (Anurie) oder mit einer Stummelrute (Brachyurie) zur Welt. Die Stummelrute kann unterschiedlich lang sein und wird auch Natural Bob Tail (NBT) genannt. Leider gehört sie bei einigen Hunderassen, wie dem Australian Shepherd, dem Bobtail oder auch der Englischen Bulldogge zum Rassestandard.
Genau genommen ist die Stummelrute aber eine verkümmerte Wirbelsäule, bei der der letzte Teil fehlt oder unvollständig ist. Einige Züchter denken, dass man ohne Kompromisse mit diesen Hunden züchten kann. Auch immer wieder liest man, dass Hunde mit einer Stummelrute keine Nachteile und keine gesundheitlichen Einschränkungen hätten. Aber das Gegenteil ist der Fall. Es ist zuchtbedingt nicht möglich nur einen Teil der Wirbelsäule zu verändern. Es wird immer die ganze Wirbelsäule verändert.
Wirbelsäulenerkrankungen und deformierte Wirbel (Keilwirbel, Blockwirbel, Schmetterlingswirbel) sind die Folge.
Abgesehen davon kann ein Hund ohne Rute einfach nicht so gut rennen, Kurven drehen oder springen wie ein Hund derselben Rasse, mit Rute! Die Rute gehört zum Hund und es hat auch einen Grund, dass Mutter Natur ihn mit dieser ausgestattet hat.
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