Pawlou – Tiernaturheilkunde und Hundephysiotherapie
Das Knie setzt sich aus dem Oberschenkel, Schienbein, Wadenbein und der Kniescheibe zusammen. Für die Beweglichkeit sorgen zwei gelenkige Verbindungen (Art. femoropatellaris und Art. femorotibialis). Bei der Bewegung sind beide Gelenke aneinandergekoppelt. Also bewegt sich eins der Gelenke, bewegt sich auch das andere.
Durch verschiedene Muskeln, Bänder und die Gelenkkapsel, die beide Gelenke umschließt, wird das Knie stabilisiert und geschützt. Geführt wird es durch zwei gerade Seitenbänder und die beiden Kreuzbänder. Diese sorgen für Stabilität im Knie, sodass es nicht zu starken Verdrehungen kommt. Außerdem verhindern die Bänder eine Überstreckung des Knies und sie begrenzen eine Verschiebung des Schienbeins nach vorn. Zur Stoßdämpfung befinden sich zwischen den Knochen zwei Menisken, die ebenfalls für mehr Halt im Knie sorgen.
Von den vier Bändern ist das vordere Kreuzband am häufigsten von Verletzungen betroffen und auch der häufigste Grund für eine sekundäre Arthrose im Kniegelenk.
Anatomisch betrachtet ist das Knie des Hundes sehr ähnlich wie das des Menschen aufgebaut. Die Belastung und die Kräfte, die in dem Gelenk wirken, sind jedoch sehr unterschiedlich.
Beim Menschen befinden sich Hüft-, Knie- und Sprunggelenke im Stand in einer gewichtstragenden Achse übereinander. Die Gelenkflächen im Knie sind horizontal dazu ausgerichtet, weshalb es eigentlich nur traumatisch bedingt zu einem Kreuzbandriss kommen kann, z.B. beim Sport, wenn eine plötzliche Drehbewegung bei gleichzeitiger Beugung stattfindet.
Anders als beim Menschen steht das Knie des Hundes in gebeugter Position. Zusätzlich ist die Gelenkfläche des Unterschenkels nach hinten hin runder als beim Menschen, was dazu führt, dass der Oberschenkel nach hinten und der Unterschenkel nach vorne gleiten kann.
Hier kommt das vordere Kreuzband ins Spiel. Es zieht am Unterschenkel und hält diesen in Position. Und das immer dann, wenn der Hund seine Pfote abstellt und belastet. Das hintere Kreuzband reißt nur sehr selten, da es nur während der Hangbeinphase, also wenn der Hund das Bein anhebt, belastet wird.
Das vordere Kreuzband steht also permanent unter Spannung. Je nach Größe, Gewicht und Form der Hinterhand, variiert diese. Aber auch die Oberschenkelmuskulatur, die am Unterschenkel zieht, hat einen großen Einfluss darauf. Durch die permanente Belastung kommt es oft zu Mikrorissen in den Bändern. Aus solchen Mikrorissen wird schnell ein Teil- oder Anriss, oder auch eine komplette Ruptur.
Viele Hunde haben bereits bei der Diagnose “Kreuzbandriss“ Mikrorisse im anderen Knie. Die zusätzliche Gewichtsbelastung, durch Schonung, erklärt warum viele Hunde kurze Zeit später auch einen Kreuzbandriss am anderen Knie bekommen.
Der Hund hat an jedem Knie zwei Menisken. Diese bestehen aus Knorpel und befinden sich zwischen Ober- und Unterschenkel. Von der Form ähneln sie zwei Mandarinenscheiben. Eine auf der Innen- und eine auf der Außenseite, wo sie vor allem zur Stoßdämpfung dienen. Durch die entstandene Instabilität beim Kreuzbandriss kommt es Häufig zur Überbelastung des Innen- oder Außenmeniskus. Wird das Knie nicht operiert und die Muskulatur kann die Last nicht kompensieren, kommt es zum Meniskusschaden. Dieser ist sehr schmerzhaft, wodurch der Hund oft noch schlechter läuft. Entzündungen im Gelenk und eine Arthrose sind dann meist die Folge.
Grundsätzlich kann bei jedem Hund das vordere Kreuzband reißen, aber es gibt einige Faktoren, die vor allem die kleinen Mikrorisse begünstigen.
Da das vordere Kreuzband immer dann belastet wird, wenn die Pfote am Boden ist, sollte möglichst wenig Gewicht auf dem Knie lasten. Daher ist es wirklich wichtig, dass man als Hundebesitzer das Körpergewicht des Hundes im Auge behält.
Das gleiche gilt für verschiedene Kräfte, die im Knie wirken. Dazu gehört Hundesport, aber auch der Spaziergang an der Leine. Beim Hundesport wird das Kreuzband viel zu oft unnötig belastet. Schnelle Bewegungen und Drehungen beim Agility z.B. sind einfach Mist – nicht nur für das Knie. Auch Zughundesport ist Gift. Der Hund muss hier so viel Kraft aufbringen, um voran zu kommen. Wie bereits erwähnt, steht das Kreuzband eh schon unter Spannung, wenn der Hund seine Pfote auffußt. Hat er jetzt noch das Gewicht, was er ziehen muss, dauert es meist nicht lange, bis die ersten Mikrorisse entstehen.
Die gleichen Kräfte wirken im Knie, wenn der Hund sich in die Leine hängt. Umso stärker er zieht, desto mehr Kräfte ziehen am Kreuzband. Aber auch Bewegungsmangel und daraus resultierende Verspannungen und/oder eine schwache Muskulatur sind Gift für das vordere Kreuzband und den restlichen Körper.
Bereits bei der Wahl eines Welpen sollte man auf eine gut gewinkelte Hinterhand achten, da gerade Hunde mit einer steilen Hinterhand zu Problemen im Knie neigen.
Zu den Symptomen gehört eine unterschiedlich stark ausgeprägte Lahmheit. Diese reicht von kaum sichtbarer Schonung bis hin zur vollständigen Entlastung des Beins. Oft sieht man im Stand eine starke Entlastung, bei der die Hunde lediglich mit den Zehenspitzen auffußen.
Beim Sitzen halten die Hunde das Knie, zur Entlastung, meist weg vom Körper. Durch die Schonung nimmt die Muskulatur ab, wodurch das betroffene Bein etwas dünner als das andere wirkt.
Der Tierarzt kann durch bestimmte Tests feststellen, ob das vordere Kreuzband gerissen ist. Dafür nutzt er den Schubladentest und den Tibia-Kompressionstest. Sind diese Tests positiv, ist das Kniegelenk abnormal beweglich. Kann der Kreuzbandriss palpatorisch nicht klar diagnostiziert werden, kommen bildgebende Verfahren, wie Röntgen, MRT und die Arthroskopie zum Einsatz.
Da das Kreuzband nicht allein wieder zusammenwächst, ist eine Operation meist unumgänglich. Ausnahmen sind hier z.B. hohes Alter des Hundes oder Erkrankungen, die eine Narkose unmöglich machen, wie schwere Herzerkrankungen.
Zur Operation kommen viele Möglichkeiten in Frage. Für welche man sich entscheidet, ist immer vom Hund abhängig. Vor allem die Größe, das Gewicht und die Aktivität spielen hier eine große Rolle. Aber auch die Fähigkeiten des Operateurs. Grundsätzlich werden die Operationen in zwei Kategorien geteilt. Operationsmethoden, die das Band ersetzen und solche, die die Biomechanik des Gelenks verändern.
Techniken zum Bandersatz können innerhalb, aber auch außerhalb des Gelenks erfolgen.
Beim intrakapsulären Ersatz (Zlig) wird künstliches oder körpereigenes Material (Faszie, Sehnen, Teile vom Kniescheibenband) als Bandersatz genutzt. Mit einer Tunnelzugtechnik wird das neue Band eingesetzt und die extrakapsulären Teile der Bänder werden mit Schrauben fixiert.
Beim extrakapsulären Ersatz wird außerhalb des Gelenks ein künstliches Band in Verlaufsrichtung des vorderen Kreuzbandes angebracht. Zur Fixierung werden unterschiedliche Methoden genutzt.
Bei der Kapselraffung wird die Gelenkkapsel geöffnet und Reste vom Kreuzband werden entfernt. Danach wird die Gelenkkapsel und auch die Faszie zusammengerafft und -genäht. Kapsel und Faszie fibrosieren, wodurch das Gelenk eine bessere Stabilität hat. Je größer die äußeren Kräfte sind, desto ungeeigneter wird diese OP-Methode.
Da bei großen und schweren Hunden Ersatzbandtechniken auf Dauer nicht ausreichend stabil sind, wird hier öfter zur TTA (Tibial Tuberosity Advancement) oder TPLO (Tibia Plateau Leveling Osteotomy) geraten. Diese Operationsmethoden haben nicht das Ziel das Band zu ersetzen, sondern sie verändern die komplette Biomechanik des Gelenks.
Bei beiden Methoden wird im Unterschenkel ein Knochenschnitt durchgeführt, der es ermöglicht, den Unterschenkel so umzustellen, dass der Oberschenkel nicht mehr nach hinten abgleiten kann, wenn der Hund das Bein belastet. Die Knochenenden werden durch Platten und im Falle der TTA zusätzlich mit einem Abstandshalter fixiert. In dieser neuen Position heilen sie zusammen.
Eine Funktion des vorderen Kreuzbandes ist bei diesen Operationen nicht mehr notwendig, da die Kraft, die es aufnehmen müsste, praktisch auf null reduziert wird. Daher ist auch eine Rekonstruktion des Bandes nicht notwendig.
Die Physiotherapie ist bei einem Kreuzbandriss immer sinnvoll. Während der Therapie geht es in erster Linie darum die Kollagenmoleküle nach der Operation, mit adäquaten Reizen in ihrer eigentlichen Zugrichtung neu auszurichten. Überbelastete Strukturen werden entspannt und ein starker Muskelabbau verringert. Wichtig ist auch, das andere Knie zu behandeln, da dieses durch die Schonung nun noch mehr Last tragen muss.
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