Pawlou – Tiernaturheilkunde und Hundephysiotherapie
In letzter Zeit hatten wir leider häufiger neue Patienten, die wir nicht wie gewünscht untersuchen oder behandeln konnten. Auch von anderen Kollegen weiß ich, dass dieses Problem öfter auftaucht. Manche Hunde haben so doll Angst, dass sie während des Befundes ihre Muskulatur verkrampfen, sodass man kaum noch etwas fühlen kann. Bei anderen Hunden kommt man erst gar nicht so weit, da sie sofort wegrutschen, wenn man ihnen näherkommt oder sogar knurren und/oder nach dem Therapeuten schnappen.
Aus Hundesicht völlig verständlich. Normalerweise haben Hunde, wenn sie beim Tierphysiotherapeuten vorstellig werden, Schmerzen. Nun kommt ein fremder Mensch nach Hause oder der Hund wird in eine Praxis gebracht und der Therapeut will den Hund plötzlich, am besten überall, anfassen. Auch dort wo es weh tut. Der Hund versteht im ersten Moment nicht, was passiert und dass ihm eine Behandlung gut tun würde.
Die Kombination, mit schlechten Erfahrungen beim Tierarzt, macht es meist nicht einfacher. Durch das Medical Training lernt das Tier sich angst- und stressfrei untersuchen und behandeln zu lassen.
Das Medical Training ist eine Trainingsmöglichkeit, die dem Hund hilft mit unangenehmen Situationen stressfrei umzugehen. Es wird sehr erfolgreich bei Klein- und Großtieren, aber auch bei Zootieren angewandt. Dabei wird das Tier gezielt auf tierärztliche oder tierphysiotherapeutische Untersuchungen, aber auch auf pflegerische Maßnahmen vorbereitet.
Da jedes Tier anders lernt, gibt es für das Medical Training verschiedene Vorgehensweisen. Bei vielen Hunden klappt das Clickertraining sehr gut. Die meisten kennen sicher einen Clicker. Für diejenigen, die jetzt überlegen: Ein Clicker ist ein Trainingshilfsmittel, ähnlich wie ein Knackfrosch, das zur positiven Verstärkung im Tiertraining genutzt wird. Solltest du noch keinen haben, kannst du hier einen Clicker bei Amazon kaufen*.
Um den Clicker erfolgreich einzusetzen, wird der Hund erstmal auf diesen konditioniert. Das geht mega easy und wird meist auch schnell vom Hund verknüpft. Dafür gibt man dem Hund einfach immer ein Leckerlie, wenn der Clicker klickt. Also: Klick – Leckerlie, Klick – Leckerlie, Klick – Leckerlie, usw. Der Hund lernt also, dass er immer ein Leckerchen bekommt, wenn es klickt. Dadurch wird quasi das Markerwort ersetzt.
Wenn der Hund das verstanden hat, kann man den Clicker nutzen, um bestimmte Situationen zu belohnen und positiv zu bestärken. Ein Markerwort klappt genauso gut, aber mit einem Clicker kann man viel schneller und punktgenau reagieren. Dadurch haben es die meisten Hunde mit einem Clicker einfacher.
Lege deinen Hund ab und streichle ihn. Wenn er sich nicht gerne an den Pfoten anfassen lässt, streiche mit den Händen vom Rücken über sein Bein, Richtung Pfote. Zieht er das Bein nicht weg, clicker und gib ihm dafür ein Leckerlie. Erweitere deine Streichungen Stück für Stück, bis du an den Pfoten ankommst. Streichle ihm kurz und leicht über die Pfoten.
Wenn dein Hund zulässt, dass du ihm über die Pfoten streichelst, ist der nächste Schritt, sie zu halten. Dafür bleibe kurz mit deiner Hand auf seiner Pfote und clicker wieder. Denke auch an das Leckerlie. Steigere hier die Zeit des Handauflegens, indem du etwas später clickerst.
Wenn das problemlos geht, umfasse seine Pfote, clicker und gib ihm ein Leckerlie. Steigere wieder die Zeit, indem du etwas später clickerst. Gib deinem Hund nach jedem Click ein Leckerlie.
Wenn du die Pfote für fünf Sekunden umfassen kannst, ohne dass dein Hund sie wegzieht, hebe die Pfote leicht an. So steigerst du dich Stück für Stück vom leichten Streicheln, bis hin zum Festhalten und Anheben.
Wenn du die Pfote in der Hand hast, tue so, als würdest du sie untersuchen. Guck mal von allen Seiten drauf, drehe sie leicht, fasse mal zwischen oder unter die Zehen, schiebe das Fell leicht zur Seite, usw. Dabei immer wieder an den Clicker und das Leckerlie denken.
In der Tierphysiotherapie ist es wichtig über Kooperation, statt Druck zu arbeiten. Erzeugen wir bei einem Hund Druck, wird der Hund versuchen diesem auszuweichen. Statt einer Kooperation haben wir dann einen Widerstand, gegen den es fast unmöglich ist, zu arbeiten.
Beim Tierarzt mag das in einigen Situationen gehen, auch wenn diese ebenfalls mit Medical Training deutlich angenehmer für den Hund, den Besitzer und auch für den Tierarzt sind. Aber eine Impfung z.B. geht auch mal in den Schenkel, wenn man den Hund kurz festhält.
In der Tierphysiotherapie ist das nicht ganz so einfach. Klar kann man auch mal den Hund festhalten, um die Pfote durchzubewegen, aber die Muskulatur lässt sich nur beurteilen, wenn der Hund entspannt ist. Auch ein Gelenk lässt sich nur bewegen, wenn der Hund das Bein nicht steif macht.
Für uns Tierphysiotherapeuten ist es natürlich einfacher, wenn der Hund die Grundkommandos und verschiedene Dinge kann. Dazu gehören:
Für den Therapeuten ist es wichtig, dass der Hund sich möglichst überall anfassen lässt. Dabei sollte er nach Möglichkeit ruhig stehen und nicht vor Angst verkrampfen. Der Therapeut kann so z.B. eine Triggerpunkt-Diagnostik durchführen oder auch Blockaden in der Wirbelsäule oder im Iliosakralgelenk fühlen. Er kann sehen, wie die Gelenkstellungen sind und ob der Hund vielleicht auf einer Seite besser bemuskelt ist, als auf der anderen. Auch Fehlhaltungen lassen sich unter Umständen erkennen und das Bindegewebe lässt sich im Seitenvergleich sehr schön fühlen.
Wenn der Hund sitzt oder liegt, kann der Therapeut sehen, ob er vielleicht ein Gelenk schont oder eine Gliedmaße entlastet.
Diese 3 Positionen (Sitz, Platz, Steh) sollte der Hund nach Möglichkeit auch im Wechsel zeigen können, damit der Therapeut Auffälligkeiten beim Positionswechsel sehen kann. Wir achten z.B. darauf, ob der Hund langsamer als gedacht aufsteht, ein Bein unterzieht oder wegstreckt, sich an der Wand abstützt, sich immer wieder auf dieselbe Seite legt oder setzt, sich hochdrückt oder -zieht, usw.
Wenn der Hund entspannt auf der Seite liegt, lassen sich die einzelnen Gelenke wunderbar durchbewegen. Muskelverhärtungen können gespürt werden und auch die Wirbelsäule ist noch einmal einfacher zu fühlen, wenn der Hund entspannt liegt.
Ganz wichtig sind auch die Pfoten. Unheimlich viele Hunde haben blockierte Zehengelenke, die natürlich bei jedem Schritt weh tun. Die Pfoten zu deblockieren dauert in der Regel nicht lange, sofern der Hund das Anfassen an den Pfoten toleriert.
Der Hund sollte möglichst locker, also ohne Leinendruck laufen können, damit der Therapeut Auffälligkeiten im Gangbild sehen kann. Zieht der Hund den Kopf hoch, lässt er ihn hängen, trägt er die Rute nur auf einer Seite, macht er Rotationsbewegungen mit einem Bein, ist vorne die Schrittzahl anders als hinten, macht er eher lange oder kurze Tritte, rollt er mit den Pfoten ab, lahmt er, schleift er mit den Krallen, usw.
Für den Hund ist eine physiotherapeutische Behandlung immer entspannter und auch erfolgversprechender, wenn er sich bei der Behandlung wohlfühlt und mitmacht. Als Besitzer kann man durch das Medical Training also einiges dazu beitragen, dass die Therapiesitzungen entspannter sind. Dadurch kann der Therapeut dem Hund besser helfen. Der Hund kann schneller gesunden und benötigt oft weniger Termine.
PS. Ich mag mein Geschlecht, aber aufgrund der besseren Lesbarkeit habe ich mich für die männliche Form entschieden. 🙂
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Foto: https://pixabay.com 16.09.2022
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