Pawlou – Tiernaturheilkunde und Hundephysiotherapie
Die Spondylose ist eine degenerative Skeletterkrankung, bei der es zu Spornschnabel- oder brückenförmigen Exostosen (Knochenanbauten) der Wirbelsäule kommt. Diese Zubildungen entstehen meist an der unteren Seite der Wirbelsäule. Mit dem Fortschreiten der Erkrankung überbrücken sie irgendwann den Zwischenwirbelspalt, wodurch die Wirbelsäule Stück für Stück versteift.
Spondylose entsteht immer dann, wenn die Wirbelsäule instabil ist. Wenn umliegende Strukturen wie Muskeln, Sehnen, Bänder und Bandscheiben geschwächt sind, baut der Körper knöcherne Zubildungen, um die Wirbelsäule und das Rückenmark vor Schäden zu schützen. Leider “bohren“ sich die Knochenanbauten dabei durch das Gewebe, wie Muskeln und Faszien. In schweren Fällen können sie auch Nerven abdrücken, wodurch es zu Ausfall- und Lähmungserscheinungen kommt.
Es gibt viele verschiedene Gründe, die für eine instabile Wirbelsäule sorgen können. Ich habe hier lediglich einige Beispiele aufgezählt, um zu verdeutlichen, wie die Kettenreaktion im Körper stattfinden kann.
Die Wirbelsäule kann man sich wie eine Kette aus Arbeitern vorstellen, die alle im Team zusammenarbeiten. Ist einer dieser Wirbel blockiert, wird er unbeweglich. Die umliegenden Wirbel müssen diese Blockade durch mehr Beweglichkeit ausgleichen. So entstehen zum einen Wirbelsegmente mit zu viel Beweglichkeit, aber auch Wirbel mit zu wenig Bewegung. Wird die Blockade gelöst, kann die Wirbelsäule wieder normal weiterarbeiten. Bleibt sie jedoch über einen längeren Zeitraum bestehen, überlastet das die Bandscheiben. Zum eigenen Schutz baut der Körper an den überlasteten Wirbeln knöcherne Zubildungen an.
Das Sakroiliakalgelenk (SIG) ist eine straffe und zugleich elastische Verbindung zwischen dem Becken und der Wirbelsäule. Wenn der Schub aus der Hinterhand auf die Wirbelsäule übertragen wird, wirkt das SIG stoßbrechend, sodass die Bewegung nicht mit voller Wucht in der Wirbelsäule ankommt. Wenn das SIG blockiert ist, wird der Schub nicht abgeschwächt, sondern stoßweise auf die Wirbelsäule übertragen, wodurch es bei jedem Schritt zu einer erhöhten Belastung der Bandscheiben kommt, vor allem im lumbosakralen Übergang. Wird die Blockade im SIG nicht gelöst, kommt es zu Schonhaltungen und einer schmerzhaften Dauerkontraktion der Rückenmuskulatur, mit Verhärtungen und Myogelosen als Folge. Daraus resultieren auch Dehnungsüberlastungen der Bänder, welche die einzelnen Wirbelkörper miteinander verbinden, wodurch es wiederum zu spondylotischen Zubildungen kommen kann.
Hunde mit HD (Hüftdysplasie) haben oft eine zusätzliche Bewegung im lumbosakralen Übergang (zwischen Lendenwirbelsäule und Kreuzbein), später auch im thorakolumbalen Übergang (von Brust- zur Lendenwirbelsäule). Durch den sogenannten LSÜ-Twist, den viele Besitzer als “sexy Hüftschwung“ bezeichnen, erreicht der Hund eine Zusatzbewegung, die zur Erhaltung des Raumgriffes einen Teil der schmerzhaften Hüftrotation ersetzt. Der Hund zieht also nicht nur das Bein, sondern auch die Hüfte nach vorn, wodurch auf Dauer die Muskulatur verspannt. Durch die Verspannung und den ungleichen Schub aus der Hüfte kommt es in vielen Fällen zur Verblockung und Fehlstellung des Sakroiliakalgelenks – siehe zweitens.
Sport- und Diensthunde leiden oft unter starken Belastungen aller Gelenke. Viele Besitzer die Hundesport betreiben, üben leider keinen Ausgleichssport aus. Dieser ist jedoch extrem wichtig, um die Muskulatur zu stärken. Ein Hund der immer wieder irgendwo drüber springt oder schnelle Wendungen läuft, wie beim Agility oder Flyball, hat mit hoher Wahrscheinlichkeit irgendwann Rückenprobleme. Das gleiche gilt für Balljunkies.
Hunde die dauerhaft unter Stress stehen oder falsch ernährt werden, neigen zur chronischen Gastritis. Der ein oder andere wird es kennen – eine Gastritis kann richtig weh tun. Automatisch gehen die Muskeln in eine Art Abwehrspannung. Eine andauernde muskuläre Anspannung kann wiederum zur Belastung der Wirbelsegmente führen.
Von symptomfrei bis vollständiger Lähmung ist alles möglich.
Bei der Diagnose handelt es sich oft um einen Zufallsbefund. Um ganz sicher zu gehen, ist jedoch die Röntgendiagnostik die richtige Wahl. Beim Röntgen werden die knöchernen Strukturen abgebildet und man erkennt die Zubildungen.
Bei der Spondylose kommt es zur Verknöcherung, also Versteifung der Wirbelsäule. Der Verlauf ist von Hund zu Hund unterschiedlich. Manche bleiben, wie bereits erwähnt, symptomfrei, andere leiden an Lähmungserscheinungen und Inkontinenz. Bei manchen Hunden kommt es auch, aufgrund der Unbeweglichkeit der Wirbelsäule zur Arthrose der Facettengelenke (Spondylarthrose).
Die Facettengelenke sind kleine Gelenke zwischen den einzelnen Wirbeln, die bei einer gesunden Wirbelsäule dafür sorgen, dass sich die einzelnen Wirbelkörper bewegen können ohne aneinander zu reiben.
Die konservative Therapie bei Spondylose ist immer individuell und richtet sich nach dem Beschwerdebild. Wenn der Hund Schmerzen hat, bekommt er oft Schmerzmittel und Entzündungshemmer. In besonders schlimmen Fällen, wenn Nerven eingeklemmt sind oder der Hund nicht gut auf eine konservative Therapie anspricht, können die Zubildungen auch von einem Spezialisten chirurgisch entfernt werden.
In jedem Fall tut Physiotherapie dem Hund gut. Durch Massagen kann der Therapeut den Muskultonus senken, verklebte Faszien lösen und die Verspannungsschmerzen lindern. Durch ausgewählte Sport- und Dehnübungen wird die Muskulatur der Hinterhand trainiert und die Körperstammmuskulatur aufgebaut.
Wenn bei einem Hund bereits Spondylose diagnostiziert wurde, kann man sich in erster Linie vom Hundesport verabschieden und den Ball gleich zu Hause lassen. Es sollte vermieden werden, dass andere Hunde auf den eigenen aufreiten und dass Leute ihm auf den Rücken tätscheln. Wichtig ist, dass der Hund Fitnessübungen macht, um eine kräftige Stammmuskulatur zu bekommen. Auch die Hinterhand sollte gut trainiert werden, da diese oft mit der Zeit anfängt zu schwächeln. Weiche Liegeplätze sind für Hunde mit Rückenschmerzen oft angenehmer, daher ist es empfehlenswert, sich nach einem geeigneten Hundebett umzusehen.
Sollte der Hund übergewichtig sein, kann man seine Futtermenge leicht reduzieren und Kraftübungen mit ihm machen, dann purzeln die Pfunde. Wärme bringt Entspannung in die Muskulatur, daher empfiehlt es sich, diese regelmäßig am Rücken anzuwenden. Die heiße Rolle eignet sich hier prima.
Schwimmen lockert die Muskulatur. Also wenn der Hund Wasser mag, kann man ihn in den warmen Monaten kontrolliert im See schwimmen lassen. Dabei ist jedoch darauf zu achten, dass das Wasser nicht zu kalt ist, denn Frieren verursacht das genaue Gegenteil. Das Laufen am Ufer und im flachen Wasser trainiert zusätzlich die Muskulatur. Nach Möglichkeit sollte der Hund oft im Schritt laufen, damit die Bandscheiben ausreichend versorgt werden.
Foto: https://pixabay.com/ (06.08.2022)
weitere Blogartikel
Die HD - eine Fehlentwicklung des Hüftgelenks, gehört zu den häufigsten Erkrankungen des Hundes.
Vitalpilze, oder auch Heilpilze genannt sind bei vielen Erkrankungen eine wundervolle Unterstützung.
Nicht jeder Hund mag kaltes, nasses Schmuddelwetter. Manche Hunde brauchen sogar...
Autorin
Kontakt
FOLGE UNSEREN PFOTEN