Hundephysiotherapie

Unterwasserlaufband - wenn dann richtig!

Pawlou – Tiernaturheilkunde und Hundephysiotherapie

Hund im Unterwasserlaufband

Inhalt

Das Unterwasserlaufband ist aktuell ein riesiger Trend in der Hundephysiotherapie und wird mittlerweile auch oft von Tierärzten empfohlen. Aber ist das Unterwasserlaufband wirklich ein sinnvolles Therapiegerät oder dient es eher zum Freizeitspaß?

Was bewirkt das Unterwasserlaufband?

Auf dem Unterwasserlaufband läuft der Hund gegen den Widerstand des Wassers. Dadurch kann man die Kraft, Ausdauer und Koordination des Hundes trainieren. Durch den Auftrieb des Wassers verliert der Körper an Gewicht, wodurch auch ein gelenkschonendes Training möglich ist. Das ist gerade für Hunde mit Arthrose eine schöne Möglichkeit, mehr Muskeln aufzubauen ohne die Gelenke zu stark zu belasten. Der Kreislauf des Hundes kommt während des Trainings ganz schön auf Touren, daher wird das Laufband auch gerne zur Gewichtsreduktion genutzt.

Unterschied zum Laufen an Land

Der eigentliche Unterschied besteht hier im Auslöser der Bewegung. So hat ein Hund an Land ein Ziel vor Augen und kann selbst darüber entscheiden, wie er dort hinläuft und wie er seine Gliedmaßen dabei belastet. Der Hund wird sich immer für die Variante entscheiden, die für am einfachsten ist. Beeinflusst wird er dabei von eventuellen Schmerzen, den Bodeneigenschaften, der Umgebung und äußeren Reizen.

So läuft z.B. ein Hund mit einem frisch gerissenen Kreuzband nicht selten auf drei Beinen zum Napf. Ein Hund, der einen akuten Bandscheibenvorfall hat, läuft oft sehr langsam mit kurzen Schritten, häufig auch im Pass zu seinem Besitzer, wenn dieser ein Leckerchen bereithält.

Im Unterwasserlaufband kann der Hund nicht selbst entscheiden wie er läuft, da hier das Laufband der Bewegungsauslöser ist und sowohl das Tempo als auch den Rhythmus bestimmt. Daher ist es unheimlich wichtig, dass der Therapeut den Hund genau beobachtet. Denn dieser entscheidet über Tempo und Rhythmus des Laufbandes. Wie schnell das Band laufen sollte, ist von Hund zu Hund unterschiedlich und wird meist so gewählt, dass der Hund ein harmonisches Gangbild zeigt.

Das Unterwasserlaufband als Freizeitbeschäftigung

Als Freizeitbeschäftigung kann jeder gesunde Hund, der keine Angst vor dem Wasser hat auf das Laufband, da es einfach eine schöne gemeinsame Freizeitaktivität ist. Sport- und Arbeitshunde profitieren hier super vom Ausdauertraining und auch kleine Wirbelwinde kann man damit wunderbar auslasten. Aber auch Welpen können durch das Unterwasserlaufband spielerisch an Wasser gewöhnt werden.

Das Unterwasserlaufband als Therapiegerät

Auch Hunde mit verschiedenen gesundheitlichen Problemen können von einer Therapie im Unterwasserlaufband profitieren. Wie bereits erwähnt, tut Hunden mit arthrotischen Gelenken das langsame Laufen oft gut, weil durch die Bewegung der Gelenke die Synovia (Gelenkflüssigkeit) angeregt wird. Gleichzeitig wird durch das Laufen gegen den Widerstand die Muskulatur aufgebaut, welche die Gelenke stabilisiert. Für übergewichtige Hunde und Hunde die ihre Muskulatur nach Schonung aufbauen müssen, gilt das gleiche.

Oft wird das Laufband auch als Therapiegerät zur Rehabilitation nach Operationen, zur Gangschulung, bei Koordinationsstörungen oder neurologischen Störungen genutzt. Hier muss natürlich aufgepasst werden, dass das Training dem Hund nicht mehr schadet als nutzt. Leider sieht man immer wieder wie Therapeuten mit Videos werben, in denen der Hund seinen Rücken aufkrümmt und/oder im Passgang läuft. Das ist natürlich nicht Ziel der Therapie.

Der Therapeut

Es ist unheimlich wichtig, dass der Therapeut die Ausbildung zum Tierphysiotherapeuten vorweisen kann und sich regelmäßig fortbildet, auch im Bereich der Hydrotherapie. Leider fehlt aber oft die Erfahrung oder die nötige Weiterbildung beim Therapeuten. Diese Kombination ist natürlich kacke für den Hund, der da rein soll.

Dazu kommt, dass einige Tierärzte die Physiotherapie mit einem Training auf dem Unterwasserlaufband gleichsetzen, wodurch sich einige Therapeuten quasi dazu gezwungen fühlen, sich eins anzuschaffen. Nicht selten landen dann Hunde im Unterwasserlaufband, die dort nichts zu suchen haben. Sei es aus Kostengründen, Faulheit oder Unwissenheit des Therapeuten oder Tierarztes. Die Folgen für die Hunde sind nicht selten Rückschritte.

Vor dem Training

Der gesunde Hund, der lediglich zum Sport oder zur Auslastung ins Unterwasserlaufband geht, benötigt auf jeden Fall vor dem Training ein Warm-Up. Das kann entweder in der Praxis mit Hilfe des Therapeuten erfolgen oder bereits auf dem Weg zur Praxis durchgeführt werden.

Der kranke Hund, der das Unterwasserlaufband als Therapiegerät nutzt, sollte vor dem Training auf jeden Fall behandelt werden. Geeignet sind hier Massagen, leichte Dehnungen, aktive und passive Bewegungen und Mobilisationen der Gelenke und des Nervensystems. Auch ein angepasstes Warm-Up muss vor dem Training durchgeführt werden.

Ziel der Vorbehandlung ist die Schmerzlinderung. Ein Hund mit Schmerzen läuft nicht gut, auch nicht im Unterwasserlaufband. Je nach Indikation wird durch verschiedene Techniken die Durchblutung angeregt, die Beweglichkeit gesteigert und die Wahrnehmung des Körpers verbessert. Dadurch ist der Körper des Hundes aufgewärmt und das Training auf dem Laufband wird effektiver.

Während des Trainings

Währenddessen ist es natürlich wichtig, dass der Therapeut den Hund genau beobachtet. Es bringt nichts, wenn der Therapeut nur auf den Knopf drückt und der Hund fröhlich vor sich hin latscht. Der Therapeut muss genau gucken, wie der Hund läuft und das Laufband dementsprechend einstellen. Mitunter muss er den Hund auch händisch unterstützen.

Die Aufgabe des Besitzers ist es, den Hund zu motivieren und ihm Sicherheit zu geben. Dafür steht der Besitzer vor dem Hund und belohnt ihn mit Leckerlies, seinem Spielzeug oder auch kleinen Streicheleinheiten und Worten.

Das Leckerlie sollte immer auf Kopfhöhe gefüttert werden, damit der Hund den Kopf gerade halten kann. Außerdem muss der Besitzer darauf achten, dass der Hund nicht zu nah an der Scheibe läuft, damit er genügend Platz hat, um mit den Vorderbeinen ordentlich auszugreifen.

Wann aufhören

Irgendwann kann auch der beste Sporthund nicht mehr. Damit der Hund nicht bis zur Erschöpfung läuft, ist es wichtig die Anzeichen des Hundes zu kennen, um das Training rechtzeitig zu beenden. Da Hunde sich wie bei allem, auch hier sehr unterschiedlich mitteilen, kann man auf folgende Anzeichen achten:

  1. Der Hund wird langsamer und/oder fährt zwischendurch auf dem Band zurück.
  2. Er fängt an zu hecheln und/oder speicheln.
  3. Überköten und Stolperer treten auf oder häufen sich.
  4. Der Hund wirkt unruhig oder schlapp.
  5. Manche Hunde nehmen keine Leckerlis mehr.
  6. Der Hund kann seinen Kopf nicht mehr gerade halten.
  7. Auch kann es sein, dass der Hund die Rute nicht mehr oben trägt.
  8. Der Hund fängt an zu lahmen.
  9. Manche Hunde versuchen sich auch hin zu setzen.

Wenn eines dieser Anzeichen auftritt, sollte das Wasser abgelassen und das Training beendet werden.

Nach dem Training

Nach dem Training muss der Hund gut abgetrocknet werden. Das ist besonders in den kalten Monaten wichtig. Durch das warme Wasser wird die Muskulatur entspannt. Kalte Temperaturen würden hier sofort den gegenteiligen Effekt bringen. Daher eignet sich ein Bademantel und vor allem ein warmes Auto für die Heimfahrt.

Kontraindikation

Hunde mit Herzproblemen oder Epilepsie sollten generell nicht auf dem Unterwasserlaufband trainieren. Auch Hunde, die körperlich schwach sind oder denen es aktuell aufgrund einer Infektion nicht gut geht, dürfen nicht auf das Unterwasserlaufband. Das gleiche gilt für Hunde mit Fieber.

Offene Wunden, Hauterkrankungen, Frakturen, frische Operationen, Nähte und Entzündungen sind ebenfalls kontra. Auch ängstliche Hunde dürfen nicht auf das Unterwasserlaufband. Gerade Bulldoggen neigen oft zu Angst vor dem Wasser und bekommen Panik, weil sie einfach nicht gut schwimmen können und sowieso schon ständig unter Atemnot leiden. Wenn die Muskulatur verkrampft und das Herz rast ist ein effektives Training nicht möglich. Im Gegenteil, es würde dem Hund eher schaden.

Auch läufige Hündinnen gehören nicht auf ein Unterwasserlaufband, da hier das Risiko für bakterielle Entzündungen zu hoch ist. Trächtige Hündinnen sollten weder auf ein Trocken- noch auf ein Unterwasserlaufband.

Fazit

Das Unterwasserlaufband ist ein tolles Therapie- und Trainingsgerät, wenn es vernünftig eingesetzt wird. Leider schmeißen aber zu viele Therapeuten auch Hunde auf das Laufband, die dort nichts zu suchen haben, anstatt auf ihre Hände zu vertrauen und das anzuwenden, was sie gelernt haben. Ersetzen kann ein Unterwasserlaufband die Physiotherapie nämlich nicht.

 

Obwohl ich mein Geschlecht mag, habe ich mich beim Schreiben für die männliche Form entschieden, da es sich einfach besser lesen lässt. 🙂

Bild: https://www.shutterstock.com/ 09.12.2022

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Autorin

Manja
Mein Name ist Manja. Ich bin Mutter von 2 wundervollen Kindern und treue Begleiterin meines Seelenhundes Balou und unser verrückten Maus Hailey. Durch Balou kam ich zur Hundephysiotherapie. In diesem Bereich habe ich diverse Aus- und Fortbildungen gemacht und mir die Aufgabe gesetzt, so vielen Hunden wie möglich zu helfen.

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