Pawlou – Tiernaturheilkunde und Hundephysiotherapie
Wenn die Rüden durchdrehen und nicht mehr aufhören, von ihrer Auserwählten abzulassen, ist diese wahrscheinlich läufig. Je nach Länge ihres Zyklus kann das ein- bis zweimal im Jahr vorkommen.
Im Alter zwischen sechs und zwölf Monaten setzt bei den meisten Hündinnen die erste Läufigkeit ein, wobei es einige Rassen gibt, die erst mit zwei Jahren zum ersten Mal läufig werden. Auch die Abstände zwischen den einzelnen Zyklen sind von Hündin zu Hündin unterschiedlich und können selbst bei Wurfgeschwistern sehr unterschiedlich ausfallen.
Manchmal kommt es vor, dass die Hündin eine sogenannte „stille Läufigkeit“ hat. In diesem Fall verläuft die erste Läufigkeit ohne für den Menschen erkennbare Anzeichen. Die hormonellen Vorgänge sind jedoch wie bei einer normalen Läufigkeit. Daher kann es durchaus passieren, dass die erste Läufigkeit gar nicht wahrgenommen und somit übersehen wird.
Die erste Phase der Läufigkeit wird als Proöstrus bezeichnet und dauert bei jeder Hündin unterschiedlich lang – von drei bis 21 Tagen ist hier alles möglich. Der Vorderlappen der Hypophyse sondert während dieser Zeit das follikelstimulierende Hormon (FSH) ab. Dadurch reifen mehrere Eifollikel in den Eierstöcken der Hündin heran und es kommt zu einem Anstieg des Östrogenspiegels im Blut. Östrogen leitet also die Läufigkeit ein und sorgt für den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut.
Die Vulva schwillt an, die Hündin bekommt blutigen Scheidenausfluss und die Rüden reagieren bereits interessiert. Versucht ein Rüde jedoch im Proöstrus sein Glück, wird die Hündin ihm wahrscheinlich deutlich zeigen, dass sie noch kein Interesse hat.
Oft ist die Hündin schon einige Tage vorher etwas unruhig und zeigt vermehrtes Urinieren.
Der Östrus wird auch als “Stehtage“, “Standhitze“ oder “heiße Phase“ bezeichnet. In dieser Zeit finden die Eisprünge statt und die Hündin ist fruchtbar. Damit es zur Fortpflanzung kommt, zeigt sie ihre Deckbereitschaft meist deutlich den Rüden an. Der Östrogenspiegel erreicht seinen Höhepunkt am Übergang vom Proöstrus zum Östrus. Zum Beginn des Östrus sinkt er plötzlich stark ab. Die Progesteronwerte hingegen steigen nun stark an.
Als Besitzer kann man erkennen, dass der Ausfluss heller und weniger wird. Bei manchen Hündinnen sieht der Ausfluss aus wie Fleischwasser und/oder ist etwas schleimig. Wer keine Welpen haben möchte, sollte seine Hündin spätestens jetzt für die nächsten Tage von intakten Rüden fernhalten.
Die Phase dauert so lang, bis die Hündin das Aufreiten eines Rüden nicht mehr duldet. Im Durchschnitt sind es fünf bis neun Tage. Aber Abweichungen sind auch hier in beide Richtungen möglich.
Der Ausfluss hört auf, die Symptome der Läufigkeit klingen wieder ab und die Hündin ist nun nicht mehr fruchtbar. Unabhängig davon, ob es zu einer Deckung mit Befruchtung kam, produzieren die Gelbkörper, die nach dem Eisprung in den Eierstöcken entstehen, weiter Progesteron. Das Hormon wird benötigt, damit sich eventuelle Embryos in die Gebärmutter einnisten können und dort die benötigten Bedingungen für ihr Wachstum vorfinden.
Über die nächsten Wochen sinkt der Progesteronspiegel ganz langsam wieder ab. Nach ungefähr neun Wochen sind die Gelbkörper abgebaut und es steigt das Hormon Prolaktin. Dieses Hormon regt den Milchfluss an. Bei erfolgreicher Deckung kommen nun die Welpen zur Welt.
Während des Anöstrus pegelt sich der Hormonspiegel wieder auf ein normales Maß ein und der Körper hat seine wohlverdiente Ruhephase. Diese nutzt er, um sich auf den nächsten Zyklus vorzubereiten. Diese Phase dauert von Hündin zu Hündin unterschiedlich lang.
Nach dem Eisprung und der Standhitze schließt sich immer eine Scheinträchtigkeit an – bei allen Hündinnen. Das liegt daran, dass die Gelbkörper im Eierstock der Hündin so lange aktiv bleiben, wie auch eine echte Trächtigkeit dauern würde.
Es kann also vorkommen, dass eine Hündin auf einmal alle Anzeichen einer Trächtigkeit hat, ohne von einem Rüden belegt worden zu sein. Das ist normal und nichts anderes als die äußeren Anzeichen der Progesteron- und Prolaktinkonzentration im Blut. Die Hündin hat also keine Störung im Hormonhaushalt und ist auch nicht krank.
Manche Hündinnen neigen dazu, während dieser Zeit ein Nest zu bauen und ihre Kuscheltiere zu hüten. Einige Besitzer versuchen dies zu unterbinden und nehmen der Hündin ihre Kuscheltiere weg. Ich denke, dass man das nicht machen sollte, da das zu erheblichem Stress für die Hündin führen kann. Stattdessen sollte man versuchen, die Hündin abzulenken. Neue Runden mit ihr entdecken, was erleben und spielen.
Da der Muttermund während des Proöstrus und Östrus geöffnet ist, kann es passieren, dass Bakterien in die Gebärmutter kommen, wodurch sie sich entzünden kann. Wenn die Entzündung nicht behandelt wird und der Muttermund sich dann am Ende des Metötrus wieder schließt, kommt es zur gefährlichen geschlossenen Pyometra. Bei dieser sammelt sich jede Menge Eiter in der Gebärmutter an und kann nicht wieder abfließen. In diesem Fall ist eine Operation unumgänglich.
Die Östrogenausschüttung ist während des Proöstrus und Östrus besonders hoch. Dadurch kann sich der Muttermund öffnen und die Spermien durch die Gebärmutter zum Eileiter gelangen. Das Östrogen sorgt für einen Aufbau der Gebärmutterschleimhaut, aber auch für ein weiches Bindegewebe und eine Lockerheit der Bänder.
Für die Hündin steigt dadurch das Verletzungsrisiko im Sport, bei Sprüngen oder wildem Toben. Daher sollte man auf schnelle Sportarten während der Läufigkeit verzichten. Auch eine Diagnostik z. B. zur Patellaluxation sollte nicht unbedingt in diesem Zeitraum erfolgen.
Hündinnen werden normalerweise ihr Leben lang läufig. Wechseljahre, wie bei uns Menschen, gibt es bei Hunden nicht. Es kann aber vorkommen, dass sich der Zyklus verlängert und die Hündin nur noch ein Mal im Jahr läufig wird.
Wenn eine Hündin kastriert werden muss, sollte dies im Anöstrus passieren, da hier alle Hormone wieder im Gleichgewicht sind und weniger Nebenwirkungen zu erwarten sind.
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